Handchirurgie
Die wohl häufigste Erkrankung
ist das Karpaltunnelsyndrom.
Handchirurgie
Die menschliche Intelligenz allein hätte zur Entwicklung unserer heutigen Fähigkeiten bei weitem nicht ausgereicht. Technische Virtuosität, wie etwa der Bau einer Armbanduhr voraussetzt oder das Konzert eines Pianisten, sind ohne funktionsfähige Hände nicht denkbar. Die Hand ist ein hochkomplizierter Teil unsres Körpers, in dem Knochen, Sehnen, Blutgefäße und Nerven auf engstem Raum untergebracht sind. Operationen an der Hand erfordern deshalb neben der genauen Kenntnis der anatomischen Strukturen und des funktionellen Zusammenwirkens eine spezielle handwerkliche Ausbildung. Wegen dieser Gegebenheiten ist es fast eine zwangsläufige Entwicklung, dass sich die Handchirurgie zu einem Spezialgebiet der Chirurgie entwickelte.
Erkrankungen der Hand sind vielfältiger Natur. Neben Missbildungen und Verletzungen findet man krankhafte Veränderungen der Gelenke, der Sehnen und Nerven, welche die Funktionsfähigkeit beinträchtigen können.
Die wohl häufigste Erkrankung ist das Karpaltunnelsyndrom.
Hierbei kommt es durch Überlastung zunächst zu einer Entzündung der Sehnenscheiden. Das dadurch aufquellende Gewebe der Sehnenscheide führt dazu, dass der Medianusnerv, der im sogenannten Karpaltunnel verläuft, eingeengt wird. Anfangs äußert sich dies vor allem nachts durch „Einschlafen“ der Finger. Im weiteren Verlauf kommen Schmerzen und Kraftlosigkeit der Finger hinzu. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ist eine Operation angezeigt. Bei diesem relativ kleinen Eingriff wird das sogenannte Karpalband gespalten, wodurch der Nerv wieder Platz hat. Haben die Beschwerden noch nicht lange bestanden, so verschwinden die Symptome häufig sofort nach der Operation. Bestanden die Beschwerden schon länger, so benötigt der Nerv unter Umständen einige Monate, um sich zu regenerieren.
Die Operation wird, wie fast alle Handoperationen in Blutleere ausgeführt. Zu diesem Zweck wird der betreffende Arm mit einem Gummiband ausgewickelt und mit einer Manschette am Oberarm die Blutzufuhr unterbunden. Der Eingriff kann in Vollnarkose oder auch Plexusanästhesie erfolgen, bei der nur der zu operierende Arm betäubt wird.
Eine ebenfalls häufig vorkommende Erkrankung der Hand ist der springende Finger.
Diese Erkrankung beruht auf einer abgelaufenen Entzündung der Sehnenscheiden, welche die Beweglichkeit der Fingerbeugesehne einschränkt. Die Operation, nämlich die Spaltung des sog. Ringbandes, dauert 10 bis 15 Minuten und kann in Lokalanästhesie ausgeführt werden.
Eine weitere Erkrankung der Hand ist der Morbus Dupuytren.
Es handelt sich um eine gutartige Wucherung des Bindegewebes der Handinnenfläche und der Finger, die nach mehreren Jahren zur Fixierung der Finger in Beugestellung führt und die Funktion der Hand erheblich einschränken kann.
Die Operation ist etwas aufwändiger als die oben genannten, je nachdem, wie viele Finger betroffen sind. Sie kann aber ebenfalls in Plexusanästhesie ausgeführt werden. Unter Verwendung einer Lupenbrille wird das überschüssige Bindegewebe abgetragen, wobei umwachsene Nerven und Blutgefäße sorgfältig frei präpariert werden müssen.
Als eine häufige Erkrankung stellt das im Volksmund als „Überbein“ bezeichnete sogenannte Ganglion dar. Ausgehend von einer angeborenen oder durch Überbeanspruchung oder Verletzung entstandenen Schwachstelle der Gelenkkapsel oder einer Sehnenscheide bildet sich ein bindegewebiges Säckchen, das mit einer gallertigen Flüssigkeit, gewissermaßen der Gelenkschmiere, gefüllt ist und durch Druck auf benachbarte Nerven Schmerzen verursachen kann. Die Operation besteht in der Abtragung dieses Säckchens und gegebenenfalls in der Verstärkung der Schwachstelle. Auch bei dieser Operation ist eine sorgfältige Präparation zur Schonung der überall vorhandenen Nerven erforderlich.
Weitere Erkrankungen sind Arthrosen der Finger und des Handgelenkes.
Dabei handelt es sich um einen Verschleiß des Gelenkknorpels, der leider nicht ersetzt werden kann. Gegen die bei diesen Krankheiten auftretenden Schmerzen hilft dann häufig nur eine Denervierung, d.h. ein Durchtrennen des schmerzvermittelnden Nerven.
Neben den hier beschriebenen Erkrankungen der Hand sind vor allem angeborene Veränderungen, wie die Syndaktylie (Schwimmflossenhand), bei der mehrere Finger zusammengewachsen sind zu erwähnen. Unfallbedingte Verletzungen führen oft zu Fehlstellungen und Empfindungstörungen. Letztere können durch frühzeitige Nervennaht vermindert oder ganz vermieden werden.
Die meisten Operationen an der Hand können ambulant ausgeführt werden. Bei aufwändigeren Gewebeverpflanzungen ist eine stationäre Behandlung erforderlich.